Stellungnahme zur Frage der Kosten für die Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI)

Liebe Mitglieder,
zu unserem letzten Beitrag in der PHYSIO AKTUELL zur Verschiebung der Anwendung der Telematikinfrastruktur (TI) kamen einige wenige Rückmeldungen.
Gern nehmen wir die Frage auf, ob die Kosten für die Anbindung an die TI nun gänzlich „umsonst“ seien.
Diese Frage lässt sich eindeutig mit „Nein“ beantworten, denn keiner der Schritte auf dem Weg der Digitalisierung im Gesundheitswesen ist umsonst – weder im Hinblick auf die finanziellen Aufwendungen noch auf den inhaltlichen Aufwand.
Wir tun gut daran, uns als Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten aktiv mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen und die Entwicklungen mitzugestalten.
Auch wenn derzeit nicht alle Komponenten der TI vollumfänglich nutzbar sind – beispielsweise ist der Zugriff auf die elektronische Patientenakte (ePA) sowie das E-Rezept politisch erneut verschoben worden – stehen erste wichtige Bausteine bereits zur Verfügung. Dazu gehört aktuell der Dienst KIM (Kommunikation im Medizinwesen), über den künftig ein sicherer digitaler Austausch zwischen Praxen, Ärztinnen und Ärzten sowie weiteren Gesundheitsberufen möglich sein wird.
Gerade wir als Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten mit ambulant tätiger Praxis müssen uns in diesem Zusammenhang auf das digitale Niveau im Gesundheitswesen bewegen. Der digitale Austausch ist nicht nur technisch notwendig, sondern auch ein Ausdruck gegenseitiger Wertschätzung und Gleichstellung innerhalb der Gesundheitsberufe. Nur wenn wir auf dieser Ebene mitwirken, werden wir auch als gleichberechtigter Teil der Versorgungslandschaft wahrgenommen.
Es ist auch uns bewusst, dass es noch zahlreiche Praxen gibt, die bislang keinerlei digitalen Abläufe eingeführt haben – in manchen Fällen steht nicht einmal ein Computer im Praxisalltag zur Verfügung. Für diese Kolleginnen und Kollegen bietet die aktuelle Übergangszeit die Gelegenheit, sich in Ruhe auf die kommenden technischen Anforderungen vorzubereiten und die notwendigen Schritte sorgfältig zu planen.
Den Praxen, die den Schritt in die Digitalisierung bereits gewagt und umgesetzt haben, ist ausdrücklich zu gratulieren. Sie nehmen eine wichtige Vorreiterrolle innerhalb unseres Berufsstands ein und dürfen sich in dieser Funktion deutlich bestätigt fühlen. Ihr Engagement zeigt, dass Digitalisierung im Praxisalltag gelingen kann – zum Nutzen der Therapeutinnen und Therapeuten ebenso wie der Patientinnen und Patienten.
Abgesehen von der geplanten Entbürokratisierung ist die Anbindung an die TI bereits ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Dass die Einführung aktuell noch nicht verpflichtend ist, hängt mit der noch nicht vollständig umgesetzten technischen Infrastruktur im Gesundheitswesen zusammen – auf diese Prozesse haben wir als Berufsverband keinen direkten Einfluss. Dennoch sind wir aktiv eingebunden: Physio Deutschland ist in der Arbeitsgruppe der Gematik vertreten und wird dort entsprechend gehört und beteiligt.
Hinsichtlich der Frage, ob die entstandenen Kosten bei einem eventuellen Praxisverkauf „verloren“ sind, kann man eher das Gegenteil sagen: Eine bereits an die TI angebundene Praxis kann für potenzielle Käuferinnen und Käufer sogar attraktiver sein.
Hier kann eine individuelle finanzielle Einigung zwischen Verkäuferin bzw. Verkäufer und Käuferin bzw. Käufer getroffen werden.
Die Anbindung an die Telematikinfrastruktur ist kein verlorener Schritt – sie ist ein notwendiger Bestandteil unserer digitalen Zukunft.
Die damit verbundenen Kosten sind weiterhin erstattungsfähig über den GKV-Spitzenverband.
Gleichzeitig stärken wir damit die Position unseres Berufsstands im Gesundheitssystem – digital, vernetzt und zukunftsfähig.
Euer Vorstand des RV HRPS